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Laudatio über Dieter Broers zur Verleihung des Mind Award am 15. November 2015 in Königstein

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Wir leben in einer Zeitenwende und wir sehen titanische Arbeiter auftreten, die der Menschheit neue Impulse geben. Einer von ihnen ist Dieter Broers.
 
Zusammen mit zwei Freunden lernte ich Dieter Broers 2010 in Salzburg kennen. Wir suchten ihn auf, um ihn für ein Symposium zu gewinnen. Wir trafen einen Menschen mit einer Herzenstiefe, einer Tiefe des Gemütes und einer Sensibilität, die uns staunen ließen. Wie kann jemand mit einem solchen Herzen eine so bahnbrechende Arbeit leisten, bei der er sich so weit vorwagt und Grenzen überschreitet? Denn ein offenes Herz ist verwundbar.
 
Broers war und ist enormen Angriffen ausgesetzt. Auch das Leben fügte ihm Schicksalsschläge zu, die seine Existenzgrundlagen ins Wanken brachten. Woher bekommt er die Kraft für seine große Arbeit: die Forschungen, Erfindungen, die Bücher, Filme, die Mitwirkung in wissenschaftlichen Gremien? Empfängt er sie durch die zahllosen Menschen, die seinem Erkenntnisweg folgen und ihm dankbar sind?
 
Ich will eine Deutung wagen: Großes will stattfinden und es sucht sich seine Helfer und bereitet sie zu.
 
In unserer Zeit geht es um nicht mehr und nicht weniger als um die Neugründung dessen, was wir Wirklichkeit nennen. Gründung im Sinne von Grund finden, Daseinsgrund, Seelengrund. Nur das Nichts ist ohne Grund. Alles, was ist, hat seinen Grund. Und den gilt es zu finden. Dem will Dieter Broers mit seiner Arbeit dienen.
 
Im Juni diesen Jahres saßen wir in Basel zusammen, wiederum anlässlich eines Symposiums. Beim Frühstück zitierte er Worte von Rilke: „Wer, wenn ich schrie, hörte mich denn aus der Engel Ordnungen?” Das klang in mir nach. Die Worte gleichen einem Schrei nach weiterer Inspiration. Zugleich sind sie ein Hineintasten in unausgelotete Tiefen.
 
In den meisten seiner Bücher nimmt Broers Bezug auf seinen eigenen Erkenntnisweg. Er lässt den Leser daran teilhaben, nimmt ihn mit auf eine Entdeckungsreise. Im Buch „Der Matrix Code” schreibt er: „Ich begann als Naturwissenschaftler. Doch im Laufe der Zeit wurde mir immer deutlicher, dass in den Forschungsergebnissen der modernen Physik ein bahnbrechendes Potenzial von Welterschließung und Welterkenntnis schlummert: ein Phasensprung der menschlichen Evolution, ein Weltbild, das unsere Realität völlig neu definiert.”
 
Darum geht es: um die Frage nach der Realität. Quantenphysiker sind durch die kleinsten Teilchen der Materie hindurchgedrungen. Und was fanden sie? Eine andere Wirklichkeit, eine Realität, in der alles eins ist.
 
Erleben wir das?
 
Broers ist Biophysiker. Sein Bewusstsein ist allerdings auf einer Reise zu Umfassenderem. Er gelangte zu der Erkenntnis: „Wie mit einer silbernen Schnur verknüpft, besitzen wir eine ewige seelische Verbindung zur Allschöpfer-Ebene. Ihr sind wir entsprungen, zu ihr kehren wir zurück.”
 
Das erinnert an den Weg, den Goethes Faust unternahm. Über sein Ziel – und bedenken wir, es ist ein Ziel im Innern des Menschen – heißt es in dichterischen Worten:
„Göttinnen thronen hehr in Einsamkeit,
um sie kein Ort, noch weniger eine Zeit;
von ihnen sprechen ist Verlegenheit,
die Mütter sind es.”
 
Mutter, Mater, Matrix, Materie, Geistiges in der Materie, Allschöpfer-Ebene. Das geht über das Physische hinaus. Die Völker aller Kulturen sahen in der Materie, in der Natur, mehr, als wir es heute tun. Physis im Altgriechischen bezeichnet nicht nur das Physikalische, sondern  auch Ursprung und Werden, Wesen und Ziel.
 
Das Wort Natur bedeutet: es wird geboren. Wer ist es eigentlich, der gebiert? Die Mythen der Völker sprechen von der Göttin. Das Resümee in Goethes Faust lautet: „Das Ewigweibliche zieht uns hinan.” Das bedeutet, dass weitere, höhere Geburten stattfinden werden.
 
Ich meine, dass Dieter Broers von der in unserer Zeit anstehenden neuen Geburt ergriffen ist, vom Geistigen in der Natur, das Neues hervorbringen will.
 
Wir sagen heute zu recht, dass jeder seine Realität durch die Art seines Denkens und Empfindens selbst erschafft. Broers hat dies ausführlich in seinem Buch „Gedanken erschaffen Realität” dargestellt. Wir stehen in Resonanz mit einem übergeordneten Erfahrungs- und Informationsspeicher, aus dem wir abrufen, was uns entspricht. So können wir uns fragen: Von welchem Kräftespektrum sind wir ergriffen? Unter dem Einfluss welcher Kräfte denken und empfinden wir? Davon hängt es ab, welche Realität wir uns erbauen.
 
Broers empfand schon in früher Kindheit, dass etwas nicht stimmt mit unserer Existenz, dass ein Kräftespektrum vorherrschend ist, das einem freien Menschsein entgegenwirkt. Wir sind von einer „falschen” Matrix ergriffen.  
Kurz vor der Jahrtausendwende kam der erste der Matrix-Filme in die Kinos. Er gab Dieter Broers den Impuls, unter dem Pseudonym Morpheus das Thema zu vertiefen. Im letzten Jahr schrieb er hierzu das Buch „Der verratene Himmel” mit vielen detaillierten Angaben.
 
Broers hatte Burkhard Heim kennengelernt, den großen Quantenphysiker. Das übte einen wichtigen Einfluss auf sein Denken aus. Heim hat eine umfassende Weltformel aufgestellt, in der Geistiges und Materielles vereint sind. Danach besitzt das Sein zwölf Dimensionen. Das Selbst des Menschen befindet sich in der 10. Dimension. Und jenseits der Dimensionen ist die die Urmatrix.
 
Wie gelangen wir dorthin, zu diesem Ursprung? In Goethes Faust heißt es:
„Kein Weg! Ins Unbetretene,
nicht zu Betretende! Ein Weg ins Unerbetene,
nicht zu Erbittende!”
Heraklit spricht vom Unerwarteten.
 
Einige wenige standen am Beginn unserer Kultur, darunter Parmenides und Heraklit.
Sie sagen von dem, was sie lehren – und das bezieht sich auch auf die Frage, was Wirklichkeit ist –: „Wir geben nur das wieder, was wir von der Göttin gehört haben.”
Broers zitiert mehrfach Heraklit.
 
Hören auch wir Heutigen die Göttin sprechen? „Höre, mein Herz, wie sonst nur Heilige hörten”, sagt Rilke. Können wir das vollenden, was die Göttin begann?
 
Broers begründete einen Wohnsitz in Griechenland. Im ersten Jahr pflanzte er Olivenbäume an. Das Olivenöl ist von alters her eine der wichtigsten Essenzen im Mittelmeerraum, ein Konzentrat des Zusammenwirkens von Sonne und Erde. Seine Bedeutung wurde ins Geistige erhoben durch die „Ölung”, die Menschen vor dem Tod empfangen.
 
Broers erforschte Sonnenwinde, Sonneneruptionen. Sie wirken auf das Magnetfeld der Erde, auf das Magnetfeld des Menschen und beeinflussen unter anderem die Zirbeldrüse. Broers wurde zu einem Pionier auf dem Gebiet der Erforschung der Einflüsse von Magnetfeldern auf das Gehirn des Menschen.
 
„Die Sonne ist das Transformationsmedium für die Vollendung der menschlichen Bestimmung”, so schreibt er in seinem Buch „Sonnenzeit”. Und weiter: „Die Sonne wirkt nicht nur physikalisch, sondern auch geistig. Sie will das geistige Bewusstsein der Menschen wandeln.” Im Buch „(R)EVOLUTION 2012” legt er dar, warum die Menschheit unmittelbar vor einem Evolutionssprung steht.
 
Broers berichtet von Erleuchtungserfahrungen, Erfahrungen des Einsseins. Eine von ihnen war in einem ägyptischen Tempel, in einem Raum, der der Göttin Isis geweiht war.
Wieder die Göttin.
 
In welcher Richtung könnte das Geistige in der Natur auf uns einwirken? In seinem Buch „Der Matrix Code” schreibt Broers: „Ähnlich wie beim Sprung von der Pflanze zum Tier, ist in unserer Zeit ein vergleichbarer Quantensprung zu erwarten.”
 
Hierzu möchte ich einen Mythos anführen, der im 2. oder 3. Jahrhundert in Alexandria niedergelegt wurde, dort,  wo griechische, jüdische und ägyptische Weisheit zusammenflossen. Das erste Buch des Corpus Hermeticum berichtet vom kosmischen Lichtmenschen, dem kosmischen Anthropos. Es gibt ihn im Geistigen schon vor der Entstehung der Welt. Er beugt sich herab durch die Sphären und spiegelt sich in der ursprünglichen Substanz, dem Ewig-Weiblichen. Er verliebt sich in sein Spiegelbild und die Göttin Natur verliebt sich in ihn. Sie vereinen sich miteinander. Und nun geht all das Streben der Natur dahin, ein Abbild des Geliebten zu schaffen. In großen Entwicklungsschritten bringt sie Pflanzen hervor, Tiere und schließlich den Menschen in seiner jetzigen Art. Kosmische Liebe zeigt sich als Motor der Evolution. Aber das Abbild des kosmischen Lichtmenschen ist noch nicht vollendet. Eine weitere Geburt steht an.
 
Broers weist mehrfach darauf hin: Wir sind kosmischen, göttlichen Ursprungs und in unserer Urstruktur und Urbedeutung gottgleich.
 
Die Sehnsucht des Menschen nach Licht und Sonne geht über das Physikalische hinaus. Vielleicht liegt darin unbewusst auch das tiefe Verlangen nach Vollendung. Goethes Faust beschreibt dies auf dramatische Weise:
 
„Sie tritt hervor! – und leider schon geblendet,
kehr ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.
So ist es also, wenn ein sehend Hoffen,
dem höchsten Wunsch sich traulich durchgerungen,
Erfüllungspforten findet flügeloffen;
nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen
ein Flammenübermaß, wir stehn betroffen:
des Lebens Fackel wollten wir entzünden,
ein Feuermeer umschlingt uns, welch eine Feuer!
Ist’s Lieb? ist’s Hass? die glühend uns umwinden,
mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer,
so dass wir wieder nach der Erde blicken,
zu bergen uns in jugendlichstem Schleier.”
 
Mit faustischem Verlangen allein lässt sich das Ziel nicht erreichen. Eigentlich zeigt es uns jeder anbrechende neue Tag. Ehe die Sonne aufgeht, ist es Nacht.
 
So muss es auch bei uns sein. Nach allem Wissen, das wir ansammeln, nach all unserer Bemühung muss in Bezug auf das, was eintreten will, das eigene Unvermögen deutlich werden. Wir können uns nur darauf vorbereiten. „Es” muss auf uns zukommen, so wie auch die Sonne des morgens der Erde gegenübertritt.
 
Das führt zu Stille, Ende des Denkens, Warten auf Unerwartetes, Offenheit. Sehnsucht kann aufsteigen.
 
Und dann plötzlich: eine Präsenz, eine Bewusstheit, die ungeheure Macht der Gegenwart, Einssein. Danach wissen wir: es hatte sich schon lange angekündigt, immer wieder war schon mal Morgenröte da, innere Erhebung – aber wir hatten sie in ihrer Eigenart nicht erkannt.
 
Nur der Lichtmensch im Innern, der zur Geburt Anstehende, kann die Macht der Gegenwart ertragen, das Ganze, das Einssein, bewusst, von Moment zu Moment.
 
Dieter Broers gehört zu den Geburtshelfern für dieses Geschehen.
Rilke sagt über einen solchen Menschen:
„Sein Wachstum ist: der Tiefbesiegte
von immer Größeren zu sein.”

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