Ein Aphorismus von Johann Wolfgang von Goethe lautet: "Wir wissen von keiner Welt als im Bezug auf den Menschen, wir wollenkeine Kunst, als die ein Abdruck dieses Bezugs ist." Mit diesen Worten legt Goethe den Schwerpunkt seines Lebensinteressesauf den Menschen - wenngleich auch sein großes Interesse an der Pflanzen-und Mineralwelt bekannt ist. Wie ist der Mensch? Wie sieht sein Dasein aus? Wohin geht seine innigsteAufmerksamkeit? So viele Menschen es gibt, so vieleBewusstseinszustände und Betrachtungsweisen des Lebens gibt es.Schauen wir einmal auf uns selbst. Sind es diemateriellen Probleme, die bei uns im Vordergrundstehen, oder bewege ich mich menschlich, seelisch schon auf eineranderen Fährte, die dem Materiellen nicht mehr so viel Beachtung schenkt?Worauf richtet sich meine Aufmerksamkeit? Wir lernen voneinander, indem wir miteinander kommunizieren.Das kann auf Entfernung, gedanklich, geschehen oder in der Nähe imverbalen Austausch. Wir prägen einander. Das zieht positive oder negativeErfahrungen nach sich. Aber letztlich wissen wir: wir selbst sind unseresGlückes Schmied und somit auch verantwortlich für unser Geschick. Welche Werte lebe ich? Woraus schöpfe ichdie Kraft hierzu? Jan van Rijckenborgh schreibt in dem Buch „Die chinesische Gnosis“: Die Lebensmethode des Menschen geht befreiend auf in der Hingabe an Tao.Wie wirkt Tao? Mit Tao, dem göttlichen Atem, kann dieunirdische Stimme in uns zum Klingen gebracht werden, die aus dem letztengöttlichen Überbleibsel im Herzen zu uns spricht. Durch die Hingabe an Taokann sich der Mensch von Selbstsucht befreien. Denn Selbstsucht ist dieUrsache allen menschlichen Schmerzes. Gelingt diese Lösung, kann die unpersönliche, schuldlose Liebe für alleund alles frei werden, die nichts für sich will und doch alles geschenktbekommt.
Abb.: aus einem Gemälde von Caravaggio