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Das Damoklesschwert

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Haben Sie schon einmal das Gefühl gehabt, als würde über Ihnen das sogenannte Damoklesschwert schweben?
 
Mir ging es neulich so, ohne dass ich jedoch die Bedeutung jenes legendären Schwertes kannte. Ich selbst befand mich in einer Situation völliger Ungeklärtheit über das, was jetzt für mich kommen würde. Wird sich für mich ein Wunsch erfüllen – und wird dies mit einer Gefahr verbunden sein? Die Situation erschien mir zugleich als bedrohlich, wie auch auf Messers Schneide stehend.
 
Aus dieser Ungewissheit heraus las ich nach, was es eigentlich mit diesem sagenumwobenen Schwert auf sich hatte.
 
Wie Cicero berichtet, war Damokles der Legende nach ein Günstling des Dionysos von Syrakus, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. lebte. Damokles war unzufrieden mit seinem Leben. Er beneidete den Tyrannen um dessen Macht und Reichtum und hob diese Vorzüge stets gegenüber Dionysos vor. Dionysos beschloss daher, an Damokles ein Exempel zu statuieren, welches ihm die Vergänglichkeit, vor allem die seiner eigenen Person, verdeutlichen sollte. Der Herrscher lud Damokles zu einem Festmahl ein und bot ihm an, an der königlichen Tafel sitzen zu dürfen. Zuvor aber ließ er über Damokles’ Platz ein großes Schwert aufhängen, das lediglich von einem Rosshaar gehalten wurde. Als Damokles das Schwert über seinem Kopf bemerkte, konnte er den dargebotenen Luxus nicht mehr genießen und bat schließlich darum, auf die Annehmlichkeiten verzichten zu dürfen.
 
Er hatte seine Lektion erhalten. Reichtum und Macht bieten keinen Schutz vor Gefahren, sondern können diese sogar eher verursachen.Das Damoklesschwert wird auch heute noch als Metapher einer bestehenden Gefahr in einer scheinbar komfortablen Situation gebraucht.
 
Alles, wohin unser Wünschen und Wollen geht, kann mit Gefahr verbunden sein. Das äußere Leben bietet dafür viele Gelegenheiten. Liegt darin nicht die Aufforderung, eine bestimmte Lebenshaltung einzunehmen?
 
Laotse, der große chinesische Gnostiker, der im 6. Jahrhundert v. Chr. lebte und wirkte, wies dem Menschen den Weg des Nichtseins: Das Ego kann zurücktreten, um dem wahren Selbst den Weg zu ebnen. Es ist der Weg des Tao, des göttlichen Werdens aus unserer eigenen Seelentiefe heraus. Wahre Zuflucht werden wir dann bei uns selbst finden. Und wir können wie Siddharta die Worte sprechen: Lerne andere zu lieben, jeden Augenblick.
 
Gemälde: Richard Westall geb. 1765

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