Nach dem Roman Die Wand von Marlen Haushofer wurde ein Film gedreht. Eine Frau macht mit einem befreundeten Ehepaar und dessen Hund einen Wochenendausflug zu einer Jagdhütte in die österreichischen Berge. Am Ankunftstag verlässt das Ehepaar die Jagdhütte, weil es in ein nahegelegenes Dorf gehen will. Als das Ehepaar auch am nächsten Morgen noch nicht zurückgekehrt ist, macht sich die Frau, mittleren Alters, auf den Weg in das Dorf, um sich nach dem Ehepaar zu erkundigen. Der Jagdhund Lux begleitet sie. Er verharrt plötzlich am Weg und macht keine Anstalten, weiter zu gehen. Die Frau wundert sich, geht aber weiter und stößt unversehens an eine Wand wie aus Glas, die ihr den Weg versperrt. Sie versucht dieses Geschehen zu begreifen und durchstreift die Umgebung. Aber immer wieder stößt sie auf eine durchsichtige Wand als nicht überwindbare Grenze. Einmal versucht sie, mit dem Auto die Wand zu durchbrechen. Aber sie verursacht lediglich einen Unfall. Nun bemüht sie sich, mit der Situation fertig zu werden, bestellt ein Feld und kümmert sich um den Hund, der mit der Zeit zu ihrem Gefährten wird. Eine Kuh und eine Katze laufen ihr zu. Wenn sie sich auch durch Arbeit ablenkt, fragt sie sich doch immer wieder, was diese Lebenssituation ihr sagen will. Sie klammert sich an den Rest menschlicher Ordnung, wie sie sagt, und schreibt auf, was sie bewegt. Mutlosigkeit ergreift sie mitunter. Und sie fragt sich: „Warum diese absolute Einsamkeit?“ Denn eine Kontaktaufnahme zu anderen Menschen hinter der Wand kommt nach wie vor nicht zustande. Entspricht das nicht unserer Situation? Auch wenn wir inmitten vieler anderer leben, sind wir isoliert, voneinander getrennt, sind seelisch nicht eins. “Mensch erkenne dich selbst“, sagten die alten Griechen. Sind wir dazu bereit? Soll uns die Situation des Isoliertseins dabei helfen? Auf uns selbst zurückgeworfen, kann uns das Leben zu einer Wüste werden. Doch gerade hier können wir uns neu finden. Die Protagonistin im Film durchstreift das Gebirge. Eine der wesentlichen Fragen, die sich ihr stellen, ist die nach der Liebe.Wegen einer verfehlten Liebe klagt sie sich an: Warum haben wir es nicht geschafft, unsere Liebe über alle Hindernisse hin zu leben? Sie hat das Gefühl, sie bewege sich in der Zeit, aber die Zeit stehe still. Oft fühlt sie sich wie erdrückt von der Allgegenwart der Zeit und ihrer scheinbaren Gleichgültigkeit. Einsam zieht sie mit den Tieren im Sommer auf die Alm. Da erfährt sie eine Wandlung: Der nächtliche Sternenhimmel erfüllt sie mit der Ahnung des Allwaltens und des Kosmischen. Die Weite vermittelt ihr ein Wir-Gefühl. Und plötzlich empfindet sie sich nicht mehr als gesondertes Ich. Sie geht auf Jagd. Aber sie hat das Gefühl, krank zu sein, sobald sie töten muss. Zunehmend gibt sie jede Flucht vor sich selbst auf und erlebt innere Ruhe. Sie erkennt: Alles geht weiter. Neues kommt. Ich werde mich weiter entwickeln. Sie beschließt, für immer in der isolierten Region zu leben, auch wenn Erinnerung und Trauer und schwere Arbeit damit verbunden sind. Die Suche nach dem Sinn unseres Lebens ist in unser Wesen geschrieben. Immer wieder geht es darum, bei uns selbst anzukommen. Wo? Mitten im Herzen, wo die Eingangspforte zum wahren Leben liegt. Im göttlichen Aspekt unseres Daseins.
Abbildung: „Stars 01 (MK)“ von Mathias Krumbholz - Eigenes Werk. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stars_01_(MK).jpg#/media/File:Stars_01_(MK).jpg