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Künstliche Intelligenz und was macht uns Menschen aus?

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Maßgebliche Entwickler aus dem amerikanischen Silicon Valley treiben die Erschaffung von künstllcher Intelligenz voran und wollen den Menschen durch K.I. ersetzen oder zumindest verbessern. Einige träumen davon, unser Bewusstsein ins Internet zu verlagern und dadurch die Begrenztheit unseres für Krankheit und Tod anfälligen Körpers zu überwinden, andere arbeiten an einer Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer.
Daraus ergeben sich die Fragen:
Wie wird künstllche Intelligenz unser Leben verändern, und vor allem: Was macht uns Menschen aus und was unterscheidet uns von künstlicher Intelligenz?

In diesen Zusammenhang entdeckte ich das neue Buch von Richard David Precht: „Künstliche Intelligenz und der Sinn des Lebens“
Ein sehr interessantes und lesenswertes Buch, in dem er unter anderem eine bemerkenswerte Analyse unseres Menschsein entwickelt. Nach Precht sind wir Menschen nur bedingt vernünftig oder rational handelnde Geschöpfe. Unsere meisten Entscheidungen fällen wir aus dem Gefühl heraus. Wir haben im Rahmen unserer Erziehung ein bestimmtes Wertesystem vermittelt bekommen und dieses bestimmt unser Gefühl für Richtig und Falsch, Gut und Böse. Aus diesem Wertesystem heraus treffen wir unsere Entscheidungen und und die Ratio dient nur noch dazu, diese Entscheidungen zu rechtfertigen. Dieses Wertesystem ist sehr individuell und wir identifizieren uns damit. So entwickeln wir unser Weltbild und unser Selbstbild. Alle Situationen, denen wir im Leben begegnen und die wir als Problem erleben, sind Situationen, die mit unserem Welt- und Selbstbild kollidieren, die ihm widersprechen. Wir handeln und reagieren also weniger sachlich und vernünftig, sondern viel öfter emotional, weil unser Selbstbild, unsere Identität in Bedrängnis gerät.
Es ist ein bemerkenswerter Gedanke, den Richard Precht hier entwickelt, nämlich dass unser wesentliches und grundsätzliches Handlungsmotiv als Mensch, sowohl individuell als auch kollektiv die Wahrung der Einheit unserer Identität ist. Dieser Gedanke ermöglicht einen ganz neuen Blick auf die Ursache fast aller Probleme, die wir als einzelne wie auch als Menschheit haben. Alternative Wertesysteme stellen unser eigenes in Frage, das bedroht unsere Identität und macht Angst. Deshalb reagiern wir so emotional. Je fester und unverrückbarer das Wertesystem ist (Fundamentalismus), desto größer die Angst und damit der Hass. Und daraus ergeben sich auch die zwei Wege, Probleme zu lösen.
Die eine ist: das Problem soll verschwinden, aus der Welt geschaffen werden, damit es unsere Identität nicht mehr gefährdet. Wir können viele solcher „Problemlösungsversuche“ in der Welt, aber auch in unserem privaten Umfeld und bei uns selbst beobachten. Sie sind die Ursache aller Kriege, zwischen Partnern wie zwischen Staaten.
Der andere Ansatz ist, das Problem anzunehmen und zu integrieren, die Situation als Realität anzuerkennen. Das bedeutet aber, dass wir unsere Identität neu justieren müssen, dass wir etwas zulassen müssen, was wir bisher abgelehnt haben. Das erfordert die Bereitschaft, Neues zuzulassen, sich zu verändern, zu wachsen, über sich hinauszuwachsen, die Box in der man lebt zu verlassen.

Foto: Gerd Altmann auf Pixabay

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