Wir alle müssen uns in der Coronapandemie den Einschränkungen für unser gewohntes Leben fügen. Jeder vernünftige Mensch wird das einsehen.
Aber könnte man die Situation auch einmal anders beleuchten, um zu erkennen, was sie uns zeigen möchte?
Vielleicht bringen die Bilder von einer extremen Distanzierung voneinander, wie wir sie jetzt in den Supermärkten und auf den Straßen tagtäglich erleben, etwas von unseremeigenen innerseelischen Zustand symbolisch zum Ausdruck.
Wir sind alle sehr individualisiert, was sich in unserer Kleidung, unseren unterschiedlichen Essgewohnheiten, in unseren kulturellen und religiösen Einstellungen usw. zeigt.
Daran können auch unsere Kommunikationsmuster wie Händeschütteln, Aufdieschulterklopfen, Aufdiewangenküssen, laute Partiesfeiern oder auch die üblichen Familienfeste zu den tradionellen Terminen nichts ändern.
Meistens reden wir aneinander vorbei, und schlimmstenfalls kann es zu Streit kommen. Auch Beziehungen zwischen Mann und Frau, die oft plötzlich und mit großer Freude begannen, können nach einiger Zeit scheitern und man steht sich traurig und enttäuscht gegenüber.
Verhaltensweisen von kleinen Kindern weisen manchmal darauf hin, dass es auch anders sein könnte.So erlebte ich einmal in einem vollbesetzten Cafe, wie ein süßes dreijähriges Mädchen fröhlich von Tisch zu Tisch hüpfte und die Gäste vertrauenvoll anschaute und ansprach.
Ihre unschuldige Freude an Menschen, ihre vorurteilsfreie Akzeptanz und Empathie wurde oft lächelnd erwidert.
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, dann werdet ihr nicht ins Himmelreich eingehen“ heißt es in unserer Bibel, d.h.in einen Zustand, der frei ist von Angst, Sorge und Schmerz.
Die Sehnsucht nach bedingungsloser Liebe und Akzeptanz liegt tief in uns allen verborgen und kann uns gerade in diesen bedrückenden Tagen zu Einkehr und Besinnung führen, was im urspünglichen Sinne Menschsein bedeuten soll.
Foto: Rolf Mahr