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Achtung und Zuneigung – Christian Friedrich Hebbel

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Dichter sind oft Menschen, die eine ausgeprägte Intuition haben. Sie fühlen und denken, dass es im Leben noch tiefere Erfahrungen gibt, als es das bürgerliche Leben mit seinen Erfolgen und Misserfolgen, seinen Vergnügungen und Reiseabenteuern ermöglicht. So erlebte es auch der Dichter Friedrich Hebbel, der 1813 in Wesselburen/Holstein geboren wurde. Er führte ein unstetes Leben zwischen Hamburg und Wien, steckte oft in Existenznot, es gab Abhängigkeiten von Menschen und er fühlte er sich schuldig. Durch diese Bedrängnisse hindurch spürte er, dass ein verborgenes Geheimnis im Menschen schlummert. Er erkannte, dass man sich nicht immer wieder bekämpfen und verletzen, sich ausbeuten und unterdrücken sollte. In seinem Gedicht "Höchstes Gebot" schreibt er:   Hab Achtung vor dem Menschenbild Und denke, dass, wie auch verborgen, Darin für irgendeinen Morgen Der Keim zu allem Höchsten schwillt!   Hab Achtung vor dem Menschenbild Und denke, dass, wie tief er stecke, Ein Hauch des Lebens, der ihn wecke, Vielleicht aus deiner Seele quillt!     Diese Achtung vor dem Mitmenschen, der in oft aussichtslosen Situationen nach dem Sinn des Lebens sucht, entsteht manchmal in überraschenden Begegnungen. Wenn wir uns dann diesem Menschen in Liebe und Verständnis zuneigen, sind wir oft tief berührt von dem, was er an Schicksal zu ertragen hat. Haben wird dann selbst etwas von dem verborgenen göttlichen Keim in uns erfahren, so kann plötzlich "der Hauch des Lebens" von Seele zu Seele "quellen". Wir können dem Niedergeschlagenen aus unserem Herzen den Weg in die Ewigkeit weisen. Friedrich Hebbel drückt das in der letzten Strophe seines Gedichtes so aus:   Hab Achtung vor dem Menschenbild! Die Ewigkeit hat eine Stunde, Wo jegliches dir eine Wunde Und wenn nicht die, ein Sehnen stillt."  
Friedrich Hebbel, Porträt von Carl Rahl (1851)

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