Das Corpus Hermeticum ist eine Schrift, die im 2. und 3. Jahrhundert verfasst wurde
und die überlieferte Weisheit der ägyptischen und griechischen Einweihungsschulen enthält.
Es wird darin ein Weg beschrieben, der in die Tiefen unseres Bestehens führt.
Er gehört zum Menschheitserbe und wirkte sowohl in der christlichen als auch in der islamischen Kultur.
(1)
Wohin eilt ihr, o Menschen? …
Haltet ein! …
Seht wieder mit den Augen eures Herzens! …
Das Übel der Unwissenheit überflutet die ganze Erde,
richtet die Seele zugrunde, die im Körper eingeschlossen ist
und hindert sie, in den Hafen des Heils einzulaufen.
Lasst euch nicht mitreißen von der Gewalt des Stroms,
sondern lasst jene unter euch, die imstande sind, den Hafen des Heils zu erreichen,
den Gegenstrom nutzen und einlaufen;
sucht ihn, der euch an die Hand nehmen
und zu den Pforten der göttlichen Weisheit geleiten wird,
wo das helle Licht strahlt, in dem keine Dunkelheit ist,
wo … alle … mit dem Herzen aufblicken zu Ihm, der erkannt sein will.
(2)
Innere Betrachtung, die auf das göttliche Licht gerichtet ist,
wirkt erleuchtend, und das umso mehr,
je mehr man für die Einströmung der Einsicht schenkenden Strahlung empfänglich ist.
Sie wirkt mit großer Kraft tief in uns, verursacht niemals Schaden
und ist ganz von Göttlichkeit erfüllt.
(3)
Die Geistbindung kann von allen Seelen erreicht werden.
Gott hat ein großes Mischgefäß mit ihr gefüllt und herabgesandt
und er beauftragt einen Herold, den Herzen der Menschen zu verkünden:
Tauche ein, o Herz, in dieses Mischgefäß, da du es vermagst;
du, der du glaubst und darauf vertraust,
dass du aufsteigen wirst zu ihm, der dieses Mischgefäß herabgesandt hat,
du, der du weißt, zu welchem Ziel du erschaffen wurdest.
So viele dieser Verkündigung Gehör schenkten
und durch Untertauchen in den Kräften der Geist-Seele gereinigt wurden,
erhielten Anteil an der göttlichen Weisheit, der lebenden Kenntnis Gottes,
und wurden, als sie die Geistbindung empfangen hatten, vollkommene Menschen.
Texte entnommen aus: Corpus Hermeticum. Der Weg des Menschen, aus dem Alt-Griechischen von Beate Krzyzan, DRP Rosenkreuz Verlag 2014, S. 45, 86, 64.
Abb.: Arabisches Mischgefäß
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